Le racisme expliqué à ma fille

Le racisme expliqué à ma fille

Zusammenfassung

Tahar Ben Jelloun ist ein marokkanischer Schriftsteller und Poet und lebt mit seiner Familie in Paris. Jelloun schrieb 1997 einen Dialog mit seiner Tochter nieder, um zu beschreiben, dass Rassismus ein Verhalten ist, bei dem anderen Menschen mit anderen körperlichen oder kulturellen Merkmalen nicht getraut wird. Dieses Verhalten ist aber nicht angeboren, sondern hängt stark von der Sozialisation und der Bildung eines Menschen ab, weil innerhalb davon das Umfeld Vorurteile gegenüber Menschen mit anderen Merkmalen vermitteln kann. Der Glaube an diese Vorurteile löst Angst aus, da man sich, egal ob begründet oder unbegründet, bedroht fühlt. Manche französischen Politiker behaupten, dass Ausländer/innen den Franzosen ihre Arbeitsstellen wegnehmen, was eine falsche Information ist, welche die Bevölkerung aber glaubt. Die Tochter fragt, was «Ausländer» bedeutet. Der Vater erklärt ihr, dass es sich beim Begriff um jemanden aus einem anderen Land handelt, sozusagen um etwas Seltsames, das man nicht kennt. Diese negative Konnotation führt zur Fremdenfeindlichkeit. Jelloun macht seiner Tochter klar, dass jeder Mensch eines anderen Menschen fremd ist. Doch der menschliche Schutzinstinkt sorgt sich um sein Eigentum und verteidigt dieses aufgrund von Angstgefühlen. Deshalb spielt die Kulturvermittlung, sowie die Gestaltung von Erziehung und Bildung eine zentrale Rolle, da dadurch das Zusammenleben erlernt wird (Jelloun, 2012, S. 88/89).

 

Analyse

Jelloun erklärt, ähnlich wie die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus beschreibt, dass Rassismus von der Gesellschaft geschaffen ist, indem Menschen aufgrund realer oder fiktiver Merkmale als minderwertig kategorisiert und dementsprechend behandelt werden (Angst, 2018, S. 1). Jelloun erzählt gleichermassen wie Andreoli (2018, S. 6), dass Rassismus entsteht, sobald Menschen Unterschiede wahrnehmen und Gruppen bilden, in denen diese Unterschiede gewertet werden. Daraus entstehen Vorurteile, welche diskriminierende Handlungen zur Folge haben können. Jelloun erklärt auch, dass rassistisches Verhalten ein Schutzinstinkt sein kann, was immer wieder als Rechtfertigung für rassistisches Verhalten genutzt wird (Angst, 2018, S. 1). Das rassistische Verhalten ist somit eine Copingstrategie, mit der schwierige Situationen trotz mangelnden Ressourcen bewältigt werden sollen (Gerrig, 2016, S. 482). Deshalb betont Jelloun die Bedeutsamkeit der Kultur, welche als gemeinsamer Erfahrungshintergrund bezüglich Werten, Normen und Gewohnheiten definiert werden kann (Bendel, 2015, S. 27). Die Gestaltung der Kulturvermittlung ist dementsprechend massgebend für die Persönlichkeitsentwicklung, welche ausschlaggebend für das spätere Verhalten ist (Nolting, Paulus, 2015, S. 65/66).


Bezug zur Sozialen Arbeit

Der Prozess der Sozialisation ist nach Jellouns Aussage sehr relevant. Dies gilt auch für die Soziale Arbeit, welche besonders im sozialpädagogischen Kontext die Sozialisation mitgestaltet. Denn während des Sozialisationsprozesses lernen Menschen sich an Werten und Normen zu orientieren. Zudem werden im Rahmen der Bildung und Erziehung alltägliche Verhaltensroutinen vermittelt (Bendel, 2015, S. 28). Die Mitgestaltung der Sozialisation und der Erziehung kann eine rassistische Einstellung eines Individuums vermindern oder gar verhindern.

Laut kantonalem Integrationsprogramm ist der Diskriminierungsschutz eine Aufgabe der Sozialen Arbeit. Sozialarbeitende müssen das Fachwissen über den Diskriminierungsschutz haben, um Betroffene professionell unterstützen zu können. Besondere Bedeutung wird hier der Niedrigschwelligkeit zur Erlangung dieser Unterstützung beigemessen, sowie der Leistung von kompetenten Triagen seitens der Sozialen Arbeit (Avenir Social, o.D. S. 3). Für die Umsetzung dieser Ziele braucht es das Verständnis sozialer Realitäten sowie Reflexions- und Handlungsfähigkeiten seitens der Sozialarbeitenden (de Coulon, 2018, S. 32).

 

Persönliche Reaktion

Jelloun hat mit seinem Text aufgezeigt, wie schwierig es ist den Begriff Rassismus zu definieren. Er hat die Aufgabe sehr gut gemeistert und dies in einer möglichst kindergerechten Sprache. Meiner Meinung nach ging die Theorie der Intersektionalität etwas unter. Sie beschreibt, dass Menschen mehrere Merkmale haben können und diese Menschen aufgrund dessen doppelt oder dreifach benachteiligt werden (vgl. de Coulon, 2018, S. 13).

Andererseits beschreibt Jelloun ausführlich das paradoxe Verhalten einzelner Menschen, welche nur gegenüber den wohlhabenden Menschen mit anderen äusserlichen oder kulturellen Merkmalen des Geldes wegen sehr zuvorkommend begegnen. Diese Thematik sollte öffentlicher diskutiert werden, da im europäischen Raum die Staatsbürgerschaften immer mehr erkauft werden können (Schuhmacher, 2019).

Der Text visualisiert parallel zum Inhalt, dass die Tochter das exzellente Beispiel darstellt, dass Kinder keine rassistischen Vorurteile haben, da diese erst durch den Prozess der Bildung und Sozialisation erlernt werden.


 

Literaturverzeichnis

 

Angst, Doris. (2018). Definitionen [Word, Berner Fachhochschule BFH – Departement Soziale Arbeit]. Abgerufen von https://moodle.bfh.ch/mod/resource/view.php?id=773034

 

Andreoli, Giorgio. (2018). Rassismus und Soziale Arbeit [PPP, Berner Fachhochschule BFH – Departement Soziale Arbeit]. Abgerufen von https://moodle.bfh.ch/mod/resource/view.php?id=772957

 

Avenir Social. (o.D.). Rassistische Diskriminierung und Diskriminierungsschutz konkret. Ein Leitfaden für die Praxis der Sozialen Arbeit. Obergerlafingen: Albrecht Druck AG.

 

Bendel, Klaus. (2015). Soziologie für die Soziale Arbeit. Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

 

De Coulon, Giada. (2018). Racisme et recherche en sciences sociales [PPP, Berner Fachhochschule BFH – Departement Soziale Arbeit]. Abgerufen von https://moodle.bfh.ch/mod/resource/view.php?id=777586

 

Gerrig J., Richard. (2016). Psychologie (20. Aufl.). Hallbergmoos: Pearson Deutschland GmbH.

 

Jelloun, Tahar Ben. (2012). Le racisme expliqué à ma fille [PDF, Berner Fachhochschule BFH – Departement Soziale Arbeit]. Abgerufen von https://moodle.bfh.ch/mod/resource/view.php?id=692470

 

Nolting, Hans-Peter & Paulus, Peter. (2015). Psychologie lernen. Eine Einführung und Anleitung (13. Aufl.). Weinheim/Basel: Beltz Verlag.

 

Schuhmacher, Samuel. (2019, 07. Januar). Das Geschäft mit den «Goldenen Visa»: Wer Geld hat, darf bleiben. Watson. Abgerufen von https://www.watson.ch/!158279278

 

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