Der unsichtbare Krieg

Der unsichtbare Krieg – Yvonne Hofstetter

Wie wir alle wissen, wird unsere Welt sowie das Verhalten des Menschen immer mehr von der Digitalisierung beeinflusst. Auch die Kriegsführung hat sich dadurch immer mehr verändert. Anhand von zeitgeschichtlichen Beispielen erklärte Hofstetter, warum das Militär vermehrt auf Kontrollzentren, Online-Propaganda und Hacking, statt auf Kampfjets setzen sollte. Denn Sie spricht aktuell von einem «Informationskrieg», einem «hybriden Krieg», «Cyberkrieg», oder von einem «Surrogatkrieg».

«Die Politik, so scheint es, bekommt jetzt deutlich die Dynamik der multipolaren Neuaufteilung zu spüren» zitiert Hofstetter Wolfgang Ischiger (S. 77). Dabei spielt auch die digitale Subversion eine zentrale Rolle, da hierbei mittels Informationsverbreitungen inner- als auch ausserpolitische Debatten ausgelöst werden können. Unter dem Begriff Subversion werden im Rahmen der Politik verborgene Tätigkeiten verstanden, welche die herrschende Ordnung stören, wenn nicht sogar zum Umsturz bringen sollen. Diese subversiven Tätigkeiten werden im digitalen Zeitalter immer unüberschaubarer und somit unkontrollierbarer, da mittlerweile jeder und jede auf dieser Welt übers Netz kommunizieren kann. Hofstetter spricht von sogenannten «Bürgerjournalisten», welche über soziale Netzwerke Bilder, Videos oder Texte veröffentlichen und somit über aktuelle Geschehnisse berichten. Bei diesen Veröffentlichungen wird immer auf Angst und Skandal gesetzt, wodurch das vernunftbasierte politische Denken unterdrückt wird. Dieser Prozess wird auch «Talibanisierung» genannt. Auch von der künstlichen Intelligenz kann künftig Gebrauch gemacht werden, dank welcher Softwares einfacher, schneller, automatischer und wenn nicht sogar autonom gehackt werden können. Aufgrund der allgegenwärtigen Anwesenheit von Frieden und Krieg zugleich («Fog of War»), muss das Völkerrecht bezüglich Cyberkrieg/-bedrohung angepasst werden, da bisher nur wenige erlaubte Massnamen getroffen werden können. Doch diese Anpassungen sind durch bereits bestehende Richtlinien mit unvorstellbaren Hindernissen verbunden.

Hofstetter bietet anschliessend einen tabellarischen Überblick, woran sich die Grossmächte unserer Welt orientieren punkto Technologie und Machterlangung. Beispielweise sieht die Verwendung der künstlichen Intelligenz bei den Grossmächten unterschiedlich aus, denn diese kann als reine Informationsbeschaffung zu Nutze gemacht werden, oder als autonome Drohnen und Roboter, welche Menschen (in einem heissen Krieg) ersetzen könnten.

Nach diesen Ausführungen merkt Hofstetter an: Europa sollte sich im aktuellen Weltgeschehen stärker positionieren, um nicht unter zu gehen. Europas Abhängigkeit von Amerika soll durch eine Ausarbeitung und Stärkung der eigenen digitalen sozialen Sicherung minimiert werden. Wie das funktioniert schildert Sie auf den letzten Seiten.

 

Kommentar

Die Vorstellung, dass wir in einem digitalen Zeitalter leben, in welchem Informationen als Waffe benutzt werden, wirkt beängstigend. Teilweise stellte Hofstetter einfache Links zum digitalen Alltag her, doch manchmal viel es mir schwer, die Zusammenhänge zu verstehen, da oft auf historische Ereignisse Bezug genommen wurde oder ganz einfach, weil ich nicht vom Fach bin. Das Buch war teilweise schwer zu verstehen und erforderte dementsprechend sehr viel Konzentration. Manchmal komprimierte Hofstetter sehr viel Inhalt auf nur wenige Seiten, weshalb ich immer wieder von Informationen überflutet wurde. Doch ich habe sehr viel durch das Buch gelernt. Es zeigt wie dumm und naiv wir Regierungen, sowie auch dem digitalen Fortschritt vertrauen und nicht merken, wie stark wir bzw. unser Leben bereits davon gesteuert wird – und dass wir uns wieder oder immer noch in einem kalten Krieg befinden.

Einerseits kann das Buch als Angstmacherei oder als Weckruf gedeutet werden. Ich interpretiere Zweiteres und kann dieses Buch demzufolge weiterempfehlen, jedoch nur an jene, welche auf der Suche nach anspruchsvoller Literatur sind und Interesse am politischen Weltgeschehen haben.

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