Nichts, was uns passiert

 Nichts, was uns passiert - Bettina Wilpert

*Triggerwarnung: Beinhaltet das Thema Gewalt*

Schon als Kind hat Anna gelernt, dass man sich "vor Männer in Acht nehmen muss". Während der Geburtstagsparty eines Freundes trank sie etwas zu viel und da passierte es: Jonas, mit welchem sie bereits einen One-Night-Stand hatte, drang trotz ihrem "Nein" in sie ein. Doch sie wehrte sich nicht. Sie beschloss, Jonas anzuzeigen - und bereute es. 

Ihr wurden direkt Fragen gestellt wie: "Wie viel haben Sie getrunken?" oder "Welche Kleidung trugen Sie?" oder "Mit wie vielen Männer haben Sie geschlafen?" (vgl. S. 78) und viele mehr. Wilpert zeigt damit gut auf, wie sehr das Opfer in seiner Rolle hinterfragt wird und wie verletzend sich dies auf die betroffene Person auswirken kann.
Wilpert zeigt in dieser Geschichte auf, wie schwierig und kompliziert eine Anzeige ohne Zeugen sein kann und welche Folgen eine Anzeige bzw. eine Vergewaltigung für das Opfer, aber auch für den Täter und deren Umfeld mit sich bringen kann. Besonders die Sichtweise von Jonas, dem Täter, fand ich sehr spanend, da er im Grunde eine nette Person ist. Er ist höflich hatte bereits eine langjährige Beziehung hinter sich, er war treu, ein guter Freund, ein guter Mitarbeiter usw. Die Menschen konnten sich einfach nicht vorstellen, dass jemand wie er so etwas tun könnte. Und dennoch wird er für den Rest seines Lebens für eine schlechte Tat verurteilt, während der er betrunken und vermutlich nicht ganz bei Sinnen war. Obwohl ich natürlich dem Opfer Glauben schenke und es meiner Meinung nach keine Ausrede für solch eine folgenschwere Straftat gibt, fand ich es wichtig, dass sie Autorin diese Seite der Geschichte auch einbaute und bin ihr sehr dankbar dafür.

Der Schreibstil war zu Beginn ungewohnt, aber trotzdem angenehm. Die Geschichte hat mich mitgenommen und ich habe von Seite zu Seite mehr mitgefiebert. Eine traurige Geschichte die tatsächlich so hätte passieren können und damit ist die Debatte eröffnet: Nein ist nein, das ist klar. Aber muss man sich zuvor ein klares "Ja" einholen? Wie steht ihr zu diesem Thema? Und wie sieht es aus wenn Alkohol im Spiel ist?

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