Die Brücke über die Drina

-

 

Ivo Andrić - Eine Chronik aus Višegrad

Ein Buch, dass zum ersten Mal im Jahre 1945 veröffentlich wurde und noch heute verkauft wird. Ich habe mein Exemplar von meinem Freund geschenkt bekommen und bin ihm sehr dankbar für diesen kleinen Bücherschatz.

Die Geschichte handelt von der Stadt Višegrad und beginnt mit dem Bau der Brücke über den Fluss Drina. Anschliessend folgen neben Hochwassern, Pandemien oder aufständen in Serbien während der osmanischen Besetzung, die Besetzung Österreichs bis hin zur Ermordung Franz Ferdinands und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Andrić gelang es mit seinem angenehm schönen Schreibstil die Historik in kleine Erzählungen zu verpacken. Diese Erzählungen sind geprägt von Schicksalen einzelner Personen oder Familien aus der damaligen Zeit, weshalb Themen wie, Armut, Religion, Spielsucht, Habgier, Liebe, Eifersucht und viele mehr auch nicht zu kurz kommen. Eine Persönlichkeit habe ich besonders ins Herz geschlossen: Lottika, eine sympathische und unabhängige Frau, die ein Hotel führt, doch am Schluss ihr Hab und Gut zerstört zurücklassen muss.

"Wie verurteilt, aber im Wesen noch immer unberührt und unversehrt, stand die Brücke zwischen zwei kriegführenden Welten" (S. 470). 

Das Buch hat sehr viel zu bieten und lässt sich nur schwer zusammenfassen. Es ist aber einfach zu verstehen und weist nur selten langweiligen Stellen auf. Am Ende des Buches ist ein Glossar zu finden, in welchem alte bosnische Begriffe nachgeschlagen werden können, welche Andrić im Buch verwendet hat. Doch man muss nicht unbedingt jedes Wort nachschlagen, da diese meist im Kontext verständlich sind und/oder die Geschichte auch ohne Nachschlagen verständlich bleibt.

Kein Buch you-have-to-read, aber dennoch eine Empfehlung

 


Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Angst und Schutz im Alltag einer Frau

-
  Wie man aus meinem Instagram-Account vermutlich bereits entnehmen kann, definiere ich mich selbst klar als Feministin, welche aber immer darauf hinweist, dass es nicht den Feminismus gibt. Beim Lesen von Büchern, welche sich rund ums Thema Feminismus drehen, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich nicke. Gedanken wie Oh ja! oder genau so geht es mir auch! erfreuen mich zum Teil, weil ich denke: Ach, das geht nicht nur mir so . Andererseits werde ich wütend und traurig, dass sich diese Umstände immer noch nicht geändert haben. Das wir diese Umstände noch nicht geändert haben! Als ich folgendes Zitat von Margarete Stokowski aus ihrem Buch Die letzten Tage des Patriarchats herausgeschrieben habe, krochen jüngste Erinnerungen wieder in mir hoch. «Vielen Männern ist nicht klar, wie sehr Frauen die Angst und den Schutz vor Gewalt in ihren Alltag integrieren» (Margarete Stokowski, 2018, S. 112). Habt ihr mit Männern darüber schon mal geredet? Falls nicht, müsst ihr das un
Mehr anzeigen

Darm mit Charme

-
  Darm mit Charme - Giulia Enders Alles über ein unterschätztes Organ Dieses Buch lag lange auf meinen SuB und ich bin so froh, dass ich es davon befreien konnte. Enders schafft es lebenswichtige Inhalte, die jede/n betreffen, auf humorvolle Art zu erklären. Sie erzählt, wie unser Darm Nahrung verarbeitet und worauf es sich dabei lohnt zu achten. (Man lernt sogar, wie man richtig sein Geschäft verrichtet!). Die erste Hälfte des Buches habe ich regelrecht verschlungen. Anschliessend folgte die Thematik der Bakterien, wovon mir manche Seiten dann doch etwas komplex erschienen, da ich überhaupt kein Vorwissen hatte. Ich empfehle das Buch trotzdem weiter, denn es ist lehrreich, unterhaltsam und hat lustige Illustrationen zu bieten, weshalb man sich von der Dicke des Buches nicht abschrecken lassen sollte. Übrigens: «Der ruhige Buchleser ist in Sachen Verdauung erfolgreicher als ein angespannter Top-Manager» (S. 50)
Mehr anzeigen

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) – Philippa Perry

-
  Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) – Philippa Perry Dieses Buch hat mich sehr interessiert, da ich immer wieder daran denken muss, was ich bei der Erziehung anders machen würde als meine Eltern. Perry schaffte es einen Ratgeber zu schreiben, welcher nicht nur für Eltern, sondern für alle Menschen in jeglicher Hinsicht hilfreich sein kann. Man lernt die Wichtigkeit der stabilen und auf Vertrauen und Ehrlichkeit basierenden Beziehung zwischen Eltern und Kind kennen, wobei diverse Mythen aus dem Weg geschafft werden. Man verwöhnt ein Kind nicht, wenn man ihm zuhört und auf seine Gefühle eingeht – dies ist nämlich wichtig für eine gesunde Entwicklung. Ob ein Kind eine sichere, eine unsicher-ambivalente oder eine vermeidende Bindung erfährt, ist entscheidend dafür, wie der Mensch in Zukunft Beziehung eingehen und aufbauen kann (vgl. S. 135). Schön fand ich, dass Perry niemandem Vorwürfe mache
Mehr anzeigen