Kim Jiyoung, geboren 1982

 

Kim Jiyoung, geboren 1982 – Nam-Joo Cho

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Jiyoung wurd 1982 in Korea geboren und wuchs unter den dort herrschenden patriarchalen Bedingungen auf. Sehr kurzweilig wird erzählt, wie bereits ihre Mutter mit frauendiskriminierenden gesellschaftlichen Erwartungen zu kämpfen hatte, denn sie trieb bei der dritten Schwangerschaft einen weiblichen Fötus ab, "... als ob eine Tochter zu bekommen ein medizinischer Grund wäre" für einen Schwangerschaftsabbruch (S. 29/30), und erhielt dann doch noch bei einem nächsten Versuch einen Sohn.

Jiyoungs Bruder erhielt aufgrund seines Geschlechts einen Sonderstatus, wohingegen sie, um ein Beispiel zu nenn, nach einem sexuellen Übergriff von ihrem Vater mit der Frage: "Warum trägst du überhaupt so einen kurzen Rock?" (S. 75) beschimpft wird.

Dennoch konnte Jiyoung studieren gehen, merkte aber spätestens bei der Stellensuche, dass die Männer den Frauen bevorzugt werden. Denn Frauen könnten schwanger werden und für eine längere Zeit ausfallen. Und "Hatte eine Frau Schwächen, kam sie deshalb nicht infrage. War sie brilliant, galt sie als Unruhestifterin. Und was sagte man ihr, wenn sie mittelmässig war? Tut und leid, Sie sind zu durchschnittlich?" (S. 111). Natürlich verdienten die Männer auch deutlich mehr als die Frauen und Jiyoung fühlt sich immer mehr unterdrückt.

Nachdem sie und ihr Mann geheiratet hatten, stiegen die Erwartungen, ein Kind zu kriegen, aber ein Nachwuchs hätte für Jiyoung im Gegensatz zu ihrem Mann einschneidendere Folgen. "Ich werde vielleicht alles verlieren, meine Jugend, meine Gesundheit, mein soziales Umfeld, [...] ja alles" (S. 161). Und genau so kam es. Sie gab ihren Beruf auf und widmete sich dem Kind und dem Haushalt. Beim Spazieren im Park hörte sie Männer über sie tuscheln: "Ein Schmama-rotzer, von Beruf Hausfrau - das ist das goldene Leben... " (S. 194).

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Sehr viele Themen wie sexuelle Gewalt, Lohndiskriminierung, unbezahlte Care-Arbeit, ungerechte Chancengleichheit in der Arbeitswelt und viele weitere werden in diesem Buch sichtbar. Dabei wurde hin und wieder auf statistische Zahlen und Fakten in Korea hingewiesen, was der lesenden Person eine vertieftere Vorstellunug von der dort herrschenden Lage gibt. Da das Buch nur wenige Seiten zählt, fehlt es an Tiefgründigkeit. Aber es hat mir sehr gut gefallen, da es trotzdem fast ein ganzes Leben einer koreanischen Frau erzählt und viele wichtige Themen anspricht. In manchen Situationen konnte ich mit Jiyoung besonders mitfühlen, da ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe, z.B. dass ich den Haushalt machen musste und mein Bruder nicht oder dass man für erlebte sexuelle Übergriffe selbst verantwortlich gemacht wird. Aber es gab auch viele Themen, die für mich unvorstellbar waren. So oder so ist keine der Diskriminierungen nachvollziehbar. Und diese Geshichte zeigte die Grausamkeit und die Folgen davon auf.

Aufgrund der Kürze und dem starken Inhalt, wenn auch ohne Tiefgründigkeit, kann ich das Buch jedem und jeder empfehlen!

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