Vom Ende der Einsamkeit

 

Vom Ende der Einsamkeit – Benedict Wells

Je mehr ich las, desto grösser wurde der Kloss in meinem Hals. Und ja, vielleicht musste auch ich mal ein Tränchen wegblinzeln.

Jules Geschichte ist geprägt von Verlusten. Er verliert früh seine Eltern, er verliert immer wieder seine älteren Geschwister aus den Augen und auch seine grosse Liebe scheint für immer verloren. Doch Jules begrabt eines Tages dieses von der Einsamkeit geprägte Ich und beschliesst das Zügel des Schicksals selbst in die Hand zu nehmen. Doch noch während er mit dem Gefühl der Zufriedenheit vertraut wird, schlägt das Schicksal erneut zu. Dennoch scheint die ganze Tragödie einigermassen glücklich und zufrieden zu Ende zu gehen.

«Ich zog dem Schicksal die Maske vom Gesicht und fand darunter nur den Zufall» (S. 299).

Jules Eltern starben bereits in seiner frühen Kindheit und er und seine älteren Geschwister Liz und Marty mussten in ein Internat, in welchem jeder anders mit seinen Problemen umging. Im Internat lernte Jules Alva kennen, und fand in ihr einen wahren Freund. Bevor sich ihre Wege trennten wurden Jules seinen Gefühlen ihr gegenüber bewusst, doch eine Reihe von Zufällen, sowie auch der Stolz führte dazu, dass sie sich nicht richtig voneinander verabschiedeten. Sein Leben war anschliessend geprägt von Einsamkeit. Alva hat mittlerweile einen von ihr begehrten Schriftsteller geheiratet, welcher einige Jahre älter war als sie. Aufgrund von seiner heranschreitenden Demenz sind sie in ein Chalet in der nähe von Luzern gezogen. Eines Tages meldet sich Alva doch noch bei Jules, und lud ihn nach Luzern ein. Dort angekommen lernt er Alvas Mann, Romanow kennen, welcher ihn überspitzt gesagt dazu befehligt, ihn zu erinnern, dass er sich selbst umbringen will, da er diese unwürdige Art zu sterben weder Alva noch ihm selbst zumuten wollte. Alva und Jules fanden endlich zueinander und brachten zwei Kinder, Louise und Vincent zur Welt. Sie wurden von Liz beneidet, welche mit über vierzig auch gerne Kinder hätte, jedoch nie eine ernsthafte Beziehung eingehen konnte oder wolle. Auch Marty und seine Frau Elena haben vor Jahren erfahren, dass sie keine Kinder bekommen könnten. Harmonisch verbrachten alle gemeinsam die Zeit und genossen die Kinder. Plötzlich schlägt das Schicksal zu: Alva hat Krebs, Leukämie. Beim ersten Mal konnte sie ihn erfolgreich besiegen, beim zweiten Mal war der Tod unumgänglich. Jules musste nun allein die Kinder grossziehen, aber sah sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Dennoch schaffte er es mit der Unterstützung seiner Geschwister und am Ende war auch Liz schwanger.

 

Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, welche es voll und ganz erfüllen konnte. Bis zur Mitte der Geschichte fand ich es «ganz gut», aber fragte mich, was diese Geschichte so grossartig macht. Je mehr ich las, desto mehr verstand ich den Hype um dieses Buch. Gegen Ende konnte ich es gar nicht mehr weglegen. Als immer wieder Bezug auf die ersten Kapitel genommen wurde und sich immer wieder Kreise schlossen, was literarisch ein Kunstwerk ist, verliebte ich mich erst recht in dieses Werk. Auch die Charaktere sind sehr unterschiedlich und echt. Ein sehr bewegendes, berührendes Buch über Verlust und Einsamkeit, über die Liebe, das Leben und den Tod, sowie über das Schicksal und den eigenen Willen.

 

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