Herkunft

 

Herkunft - Saša Stanišić

Hast du dich schon mal mit dem Thema «Herkunft» auseinandergesetzt? Welche Rolle spielt «Herkunft» in deinem Leben?

«Jedes Zuhause ist ein zufälliges: Dort wirst du geboren, hierhin vertrieben, da drüben vermachst du deine Niere der Wissenschaft. Glück hat, wer den Zufall beeinflussen kann» (S. 123).

Der Autor, geboren in Visegrád, dem damaligen Jugoslawien, dem heutigen Bosnien, erzählt von seiner Herkunft. Direkt und indirekt schreibt er von seinen Erfahrungen, welche immer in irgendeiner Weise mit dem Thema «Herkunft» zu tun haben und dies nicht belehrend, sondern erzählend. Manche Kapitel stehen deutlicher, andere weniger deutlicher in Verbindung zum Thema.

Stanišić wuchs hauptsächlich in Deutschland auf. Er erzählt von seinen Jugenderfahrungen, in welcher die Herkunft immer wieder eine wichtige, wenn auch nicht immer offensichtliche Rolle spielte. Er erzählt von seinen Besuchen in Oskoruša und Visegrád, wo seine Verwandten lebten und leben. Besonders im Fokus steht dabei seine Grossmutter, deren Vergesslichkeit dazu führte, dass sie immer mehr begann ihren verstorbenen Mann Pero zu suchen. Das ganze Buch scheint sich ständig ums Suchen zu handeln, aber niemand weiss wann und ob überhaupt er/sie angekommen ist. Alle suchen etwas und wissen nicht so recht was. Selbst am Ende reiste Saša mit seinen Eltern nach Oskoruša, aber sie wussten nicht recht weshalb. Klingt etwas unbefriedigend und leider wirkte sich dies auch mein Empfinden auf dieses Buch aus: Unbefriedigend. Denn es gab nur einen schwachen roten Faden, weshalb eine Spannung ausblieb. Es war kein Ende in Sicht, was vielleicht metaphorisch und literarisch beabsichtigt war, aber meinen Bedürfnissen nicht entsprach.

Es gab Kapitel, die gefielen mir sehr gut und waren so unterhaltsam, dass ich mir manchmal einen Lacher nicht verkneifen konnte. Zudem fand ich die Erzählungen spannend, da ich selbst schon mehrmals im Balkanraum unterwegs war. Ziemlich in der Mitte des Buches geriet ich in eine Leseflaute. Es gab meiner Meinung nach unnötige Gedankensprünge, langweilige Passagen mit unwichtigen Informationen, die die Geschichte unnötig in die Länge zogen und das eigentliche Thema immer wieder in den Hintergrund schoben. Der Schreibstil war sehr abwechslungsreich: Je nach Inhalt wurde der Schreibstil angepasst, was ich hoch anerkenne. Aber nicht jeder Schreibstil entsprach meinem Geschmack.

Das Buch hat mehrere Literaturpreise abgeräumt und dies ist sicher wohlverdient! Meinen Geschmack und meine Erwartungen hat es leider nicht ganz erfüllt.

«Ich verstehe nicht, dass Herkunft Eigenschaften mit sich bringen soll, und verstehe nicht, dass manche bereit sind, in ihrem Namen in Schlachten zu ziehen» (S. 284).

Ich habe mich erst ab einem gewissen Alter mit dem Thema Herkunft und Heimat auseinandergesetzt. Einmal thematisierte ich in einem Essay das Thema, wie sehr Jugendliche, welche nicht in ihrem zugewiesenen "Herkunftsland" leben, in welchem sie geboren sind, darunter leiden können. Gerade in der Identitätsfindung, in welcher Jugendliche so oder so eine schwierige Phase durchmachen und sich selbst hinterfragen, spielt der Faktor: Woher komme ich eigentlich? eine zentrale Rolle. Diese Frage habe ich mir in der Pubertät nie gestellt, da es für mich klar war und auch von der Gesellschaft nie in Frage gestellt wurde. Ich musste mich auch nie für meine Herkunft schmämen. 

Es ist immer wieder spannend, sich mit dem Thema auseinadnerzusetzen.

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