Sei kein Mann - JJ Bola

 

Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist

 

«Männlichkeit ist fluide und ständig im Wandel» (S. 147).

Endlich fand ich ein Buch, dass geschlechtertypische Rollenbilder und die dazugehörigen Erwartungen aus Sicht eines Mannes kritisiert. Ein Mann, der die Männlichkeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen in Frage stellt, wenn nicht sogar schlecht redet.

Wie das Zitat bereits zeigt, ändern sich die Erwartungen an den Mann ständig und es gibt seines Erachtens nicht nur DIE Männlichkeit, sondern mehrere Formen davon, also: Männlichkeiten.

JJ Bola geht vermehrt auf das Patriarchat ein und erläutert, dass diese Ausrichtung nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile für Männer mit sich bringt. Männer müssen immer stark sein, keine Emotionen zeigen und müssen das Oberhaupt bzw. der Versorger der Familie sein. Männlichkeit braucht kein Patriarchat, denn dieses kommt nur einzelnen elitären Männern zugute.

Gerade auf das Thema Emotionen wird vertiefter eingegangen, denn Studien bewiesen, dass Männer öfters Suizid begehen oder Straftaten ausüben. Während dem Sozialisationsprozess wird jungen Knaben früh beigebracht, dass sie nicht weinen dürfen (ausser beim Sport scheint es legitim zu sein). Diese Unterdrückung von Gefühlen führt nicht nur dazu, dass Männer alles in sich hineinfressen und dadurch einen nicht sichtbaren Frust erleiden, sondern auch nicht lernen mit Gefühlen umzugehen, sich zu reflektieren und Gefühle überhaupt benennen zu können.

«Es ist traurig, dass Männern, die Opfer von Gewalt werden, ein grösseres Stigma anhaftet, als Männern, die Gewalt ausüben» (S. 39).

Dieses Zitat will aufzeigen, dass Gewalt legitimiert ist, aber Schwäche zu zeigen nicht. Neben emotionalen Aspekten wird auch das Thema Körper und Sex angesprochen. Knaben wird einerseits vermittelt, dass sie einen perfekten Waschbrettbrauch haben müssen und oder dass sie früh Sex haben müssen, wobei die Emotionen zur Frau als unwichtig gelten. Deshalb wird dabei auch die Rolle des Mannes im Feminismus erläutert. In diesem Zusammenhang fand ich spannend, dass viele Männer den typischen «Beschützerinstinkt» an den Tag legen. Die Tatsache, dass sie die tun, ist ein Beweis, dass Männer genau wissen, wie (andere) Männer sind bzw. wie Männer mit Frauen umgehen. Das Problembewusstsein ist eigentlich da, aber geändert wird nichts.

 

Das Buch habe ich innert kurzer Zeit verschlungen. Es zeigt viele gesellschaftliche Probleme auf rund ums Thema Männlichkeit, wobei diverse Themen angesprochen werden, wovon mir manche als Frau eher unbewusst waren. Der Mix zwischen Fakten und JJ Bola’s persönlichen Erfahrungen hat mir sehr gut gefallen und auch der Schreibstil war sehr angenehm. Das Buch ist eine echte Empfehlung – nicht nur für Männer – sondern für alle!

 

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